Parodontologie

Parodontitistherapie

Unter einer Parodontitis leidet laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) mehr als die Hälfte aller jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) in Deutschland. Das sind mindestens fünf Millionen Patienten. Davon weisen 43,4 Prozent eine moderate Parodontitis auf, rund zehn Prozent leiden an einer schweren Parodontitis. Unter den jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährigen) sind nahezu zwei Drittel von einer Parodontitis betroffen. Das entspricht weiteren etwa fünf Millionen Personen. Längst gilt die Parodontitis daher als Volkskrankheit und hat Studien zufolge die Karies als Hauptfeind Nummer eins abgelöst.

Die Ursache

Gingivitis und Parodontitis gelten als entzündliche Erkrankungen, die durch einen dentalen Biofilm  verursacht werden. Eine Parodontitis wird bei hierfür empfänglichen Individuen durch eine Veränderung eines subgingivalen Biofilms, bei der die Anzahl und die relative Menge parodontalpathogener Keime ansteigen, verursacht. Hierauf reagiert deren Immunsystem mit einer unangemessenen und überschießenden Entzündung im bindegewebigen Zahnhalteapparat.
Als Folge dieser immunentzündlichen Antwort kommt es zu einem Abbau von Bindegewebe und Knochen und bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung zu Zahnlockerung und schließlich zum Zahnverlust.

Die Empfänglichkeit eines Patienten für Parodontitis ist abhängig von modifizierbaren (z.B. Rauchen, Ernährung, Stress, nicht ausreichende Mundhygiene, schlecht eingestellter Diabetes, schlecht pflegbare zahnärztliche Restaurationen) und nicht modifizierbaren Risikofaktoren (Altern, genetische Faktoren etc.).

Parodontitis erkennen

Von besonderer Wichtigkeit für den Therapieerfolg ist die frühzeitige Erkennung der Parodontitis. Hierzu kann bei der zahnärztlichen Routineuntersuchung ein Parodontaler Screening Index (PSI) als relativ einfache Früherkennungsmaßnahme durchgeführt werden. Hierbei wird das gesamte Gebiss mit Hilfe einer speziellen Parodontalsonde untersucht. Ab einer gemessenen Tiefe der Zahnfleischtasche von 3,5 mm spricht man von einer Parodontitis.

Die Behandlung

Bei der ursachenbezogenen Therapie der Parodontitis liegt der Kern in einer möglichst effizienten Entfernung des subgingivalen Biofilms und der gleichzeitigen Reduktion der modifizierbaren Risikofaktoren.
In der ersten Behandlungsphase werden Mundhygienesitzungen mit professioneller Zahnreinigung und ausführlichem Mundhygienetraining durchgeführt. Bitte lesen Sie hierzu weitere Informationen unter Prophylaxe.

Bei der anschließenden minimalinvasiven antiinfektiösen Therapie werden der subgingivale Biofilm und mineralisierte Ablagerungen mittels Ultraschall- und Handinstrumenten, meist unter Lokalanästhesie, von den Wurzeloberflächen entfernt. Hierfür sind in der Regel 2 Behandlungssitzungen notwendig.

Adjuvante systemische Antibiotika kommen bei schweren und rasch fortschreitenden Fällen zum Einsatz.

Nach 3 Monaten erfolgt bei der sogenannten Reevaluation die Bewertung des Therapieerfolges.

Zähne mit Resttaschen ab 6 mm Tiefe werden anschließend einer chirurgischen Therapie zugeführt.
Das Ziel einer aktiven Parodontitistherapie ist eine klinisch gesunde Zahnfleischsituation mit minimaler Sondierungsblutung und Sondierungstiefen von unter 5 mm, Taschentiefen von 4 mm sollten nur selten vorkommen, es sollten keine mineralisierten Ablagerungen mehr auf den Wurzeloberflächen vorliegen und der Patient sollte supragingivale Plaque durch eine optimierte Mundhygiene stark reduzieren können.

Entscheidend für den langfristigen Erfolg einer aktiven Parodontitistherapie ist die Nachsorge in Form der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT), welche nach einer individuellen Risikoeinschätzung des Patienten dauerhaft durchgeführt werden sollte.

Die UPT umfasst dabei nicht nur die Elemente der Prophylaxesitzung mit professioneller Zahnreinigung, Diagnostik, erneuter Motivation und Mundhygieneinstruktion, sondern auch  das regelmäßige Nachmessen der Zahnfleischtaschen und die Nachreinigung vorhandener Resttaschen.

Als weitere Therapieoption können bei der sogenannten regenerativen Parodontalchirurgie – bei adäquater Fallauswahl – verloren gegangene Strukturen nicht nur repariert oder ersetzt, sondern neu hergestellt werden. Dies wird z.B. durch den Einsatz von Schmelzmatrixproteinen (Emdogain) ermöglicht.